Taktiles Internet
Die fortschreitende Entwicklung der IT-Anwendungen bedingt nicht nur immer schnellere, sondern auch robuste und sichere Kommunikationsnetze. In diesem Zusammenhang wird neben kabelgebundenen Lösungen wie z. B. der Glasfasertechnologie auch bereits an der fünften Mobilfunkgeneration geforscht, die ab 2020 die vierte Generation (LTE) ablösen und Geschwindigkeiten von über 10 Gbit/s bieten soll.
Neben höheren Geschwindigkeiten soll jedoch vor allem die Kapazität der Mobilfunknetze hinsichtlich der Anzahl der miteinander verbundenen Geräte steigen, um grundlegende Konzepte wie die Machine-to-Machine (M2M)-Kommunikation, das Internet der Dinge oder auch Sensornetzwerke großflächig zu realisieren und die Zuverlässigkeit dieser Netze sicherzustellen.
Trotz dieser eher technischen Aspekte soll der Mensch und dessen Wahrnehmung im Vordergrund stehen, was sich im Schlagwort „Taktiles Internet“ wiederfindet. Taktiles Internet meint in diesem Zusammenhang eine sehr kurze und idealerweise für den Menschen nicht wahrnehmbare Reaktionszeit der Anwendung im Bereich einer Millisekunde, was weit über die bisherigen Anforderungen an das Echtzeit-Internet hinausgeht.
Kommunikationsnetze sind heute schon die Basis für eine Vielzahl von Anwendungen und dahinterliegenden Märkten. Durch höhere Geschwindigkeiten und eine steigende Zahl miteinander verbundener Geräte steigt entsprechend auch die Marktrelevanz. Experten gehen davon aus, dass das Taktile Internet das wichtigste Infrastrukturprojekt des nächsten Jahrzehntes ist. Anwendungen, die heute noch undenkbar sind bzw. unrealistisch scheinen, könnten durch das Taktile Internet in wenigen Jahren zahllose neue Märkte öffnen. Mögliche Anwendungen reichen von erweiterten e-Learning- Angeboten über die Telemedizin bis hin zum autonomen Fahren über Car-to-Car-Kommunikation oder einer persönlichen Sicherheitszone für Fußgänger. Eine Übersicht über das Zukunftspotenzial des Taktilen Internets bietet das gleichnamige VDE-Positionspapier (rechts als Download).
Auch die Forschung hat das Taktile Internet längst aufgegriffen. So gibt es neben deutschen Forschungsprojekten (z. B. FAST) und zahlreichen europäischen Projekten (METIS, 5GNow, iJoin, TROPIC, Mobile Cloud Networking, COMBO, MOTO und PHYLAWS) auch die europäische 5G Infrastructure Public-Privat-Partnership (5G-PPP) , in der über 800 Unternehmen bzw. Organisationen wie auch die Europäische Kommission jeweils etwa 700 Millionen Euro in die Erforschung des Mobilfunknetzes der Zukunft investieren. Auf der CeBIT 2014 wurde vom Premierminister David Cameron zudem eine enge Kooperation zwischen britischen und deutschen Wissenschaftlern angekündigt, um entsprechende Entwicklungen maßgeblich voranzutreiben. Außerhalb Europas sind Aktivitäten wie das 5G Forum (Südkorea), IMT-2020 (China) und „2020 and Beyond AdHoc“ (Japan) zu nennen.
Um die Marktreife voranzutreiben, müssen in den kommenden Jahren auch entsprechende Normen und Standards erarbeitet werden. Laut 5G-PPP soll spätestens 2016 mit der internationalen Standardisierung begonnen werden, um die 5. Mobilfunkgeneration ab 2020 in den Markt einzuführen. Das METIS-Projekt sieht ersten Normungsbedarf bereits in 2015. Um diesem Normungsbedarf gerecht zu werden, setzt sich die DKE bereits jetzt für das Thema ein und versucht, die Experten frühzeitig für die Normung zu sensibilisieren. Hierzu stellte der Sprecher der Geschäftsführer der DKE, Dr. Bernhard Thies, das Thema bereits im Juni 2014 auf der 150. Sitzung des Standardisation Management Boards (SMB) der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) vor, um das Thema von deutscher Seite aktiv voranzutreiben.
Sind auch Sie an diesem Thema interessiert und wollen sich aktiv in die Normung des Internets von morgen einbringen, so kontaktieren Sie uns!